BERICHTERSTATTUNG UND DEREN SPRACHLICHE DEKONSTRUKTION
Die 'Haltung' und Tötung von sogenannten 'Nutztieren', also wirtschaftlich be-/genutzten Tieren, ist Teil eines umfassenden gesellschaftlichen Diskurses, der sich vor allem in der Berichterstattung öffentlicher Medien manifestiert (vgl. Wolfram et al 2021:1). Bei der medialen Konstruktion von wirtschaftlich be/-genutzten Tieren wird dabei zumeist nicht problemorientiert berichtet, sondern der wirtschaftliche Nutzen oder der vermeintliche 'Nutzen' für nichtmenschliche Tiere hervorgehoben (ebd. 19). Doch genau dadurch wird den Konsument:innen ein höchst problematisches und verzerrtes Bild der Tiernutzungsindustrie vermittelt. Insbesondere im Hinblick auf die mediale Konstruktion von 'Fleisch' (also Tierleichen) ist hierbei interessant, dass eine wissenschaftliche Auseinandersetzung zu dieser Thematik nach wie vor kaum gegeben ist (vgl. Fingerling/Godemann 2019:25). Da gerade die öffentliche Berichterstattung jedoch von diversen Verschleierungstaktiken und speziesistischer Sprache – also diskriminierender Sprache gegenüber nichtmenschlichen Tieren - durchsetzt ist, möchten wir an dieser Stelle Artikel aus den Webauftritten der Agrarpresse und Presse vorstellen und diese hinsichtlich ihres Sprachgebrauchs und ihrer Normalisierungs-, Rationalisierungs- und Distanzierungsstrategien analysieren.
Ein beliebtes Mittel, das sich die agrarindustrielle Fachpresse als auch die allgemeine Presse immer wieder zu Nutze macht, ist das Bild von wirtschaftlich be-/genutzten Tieren als Maschinen oder willenlose Automaten: “Die Stilisierung ihrer Körper als Milch- und Eier-„Lieferanten“ oder Fleisch-„Produzenten“, die Vortäuschung von Freiwilligkeit, Opferbereitschaft, Gleichgültigkeit gegenüber ihrer Gefangenschaft und ihrer Ermordung sowie die Inszenierung von Dumpfheit, Selbstvergessenheit und Einfalt als starre Merkmale der Tiere reproduziert die alte ideologische Vorstellung von Tieren als willenlose Automaten (wie schon bei Descartes) und leugnet ihre individuellen Persönlichkeiten und ihr individuelles physisches und psychisches Leiden” (Möller 2007:16). Welche weiteren sprachlichen Normalisierungs-, Verschleierungs- und Distanzierungstaktiken in der öffentlichen Berichterstattung vorkommen und wie die Agrarpresse und Presse über tierliche Lebewesen berichtet, erfahrt ihr hier:
LITERATUR UND QUELLEN ZUM NACHLESEN
Fingerling, Verena/Godemann, Jasmin: "Der aktuelle Forschungsstand zum öffentlichen Diskurs zu Fleisch und fleischloser Ernährung in der medialen Berichterstattung." In: Kröger, Melanie/Rückert-John, Jana (Hrsg.): Fleisch. Vom Wohlstandssymbol zur Gefahr für die Zukunft. Ernährung und Gesellschaft Bd. 1., 1. Auflage 2019, S. 239-268.
Möller, Christina: "Über die Verführbarkeit der Massen zu Schlächtern der Tiere. Eine Analyse zur Wirkmacht der Werbung." In: Tierbefreiung das aktuelle Tierrechtsmagazin 57/2007, S. 4-17.
Wolfram, Jenny/Kothe, Christina/Brümmer, Nanke/Mergenthaler, Marcus: "Medien-Frames in der Berichterstattung über landwirtschaftliche Tierhaltung." In: Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (Hrsg.): Berichte über Landwirtschaft. Zeitschrift für Agrarpolitik und Landwirtschaft, Bd. 99/1, 2021, S. 1-46. Verfügbar unter: https://buel.bmel.de/index.php/buel/article/view/313/543.
Abbildung 1: Screenshot https://www.rbb24.de/panorama/beitrag/2021/04/gefluegelpest-gefluegelwirtschaftsverband-vogelgrippe-impfung.html, Zugriff am 04.08.2021
Abbildung 2: Screenshots https://www.agrarheute.com/suche?qs=Ausfall+ferkel, Zugriff am 08.08.2021.